Vater unser

 

VATER UNSER IM HIMMEL!

Der Höchste, der Unaussprechliche, Ewige, Allmächtige, absolute Herr und Schöpfer des Kosmos und aller Lebewesen und Geister, Er lässt sich anreden als Vater; Er ist unser Vater! Er ist bei uns und doch zugleich im Himmel, den wir uns in unserer Endlichkeit nur sehr unvollkommen und begrenzt vorstellen können. Welch ein unbegreiflicher Gott und Vater!

 

GEHEILIGT WERDE DEIN NAME!

Seinen Namen ehren und heiligen, das ist das erste vor allem anderen! Kein Name ist uns gegeben außer dem Seinen. Kein anderer Gott besteht außer Ihm! Er ist ein eifersüchtiger Gott und duldet keine fremden, falschen Götter neben Sich; nicht Seinetwegen, denn Er ist hoch erhaben über allem, sondern unseretwegen. Er liebt uns und weiß, dass alle falschen Götter, denen wir dienen, uns zum großen Schaden gereichen; dass sie immer eines Tages zu Dämonen werden. Seinen Namen heiligen, macht frei!

 

DEIN REICH KOMME!

Was ist das Reich Gottes? Es ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Gerechtigkeit ist, wenn einer das Rechte tut, das was von Gott kommt, in Gott ist, und auf Ihn hin gerichtet ist. Friede ist, wenn Versöhnung geschehen ist, Umkehr, Andersleben. Freude im Heiligen Geist brennt in der Tiefe; sie vergeht nie, auch nicht in den dunkelsten Stunden; sie ruht auf dem Grund der Seele, auch wenn die Oberfläche schäumt und brodelt. - Das Reich Gottes ist Heilung und Befreiung; es ist mitten unter uns, wenn wir tun, was Jesus uns aufgetragen hat. Das Reich Gottes ist ausgeformt im Leib Christi, der Kirche, und wir sind die Zellen dieses lebendigen Leibes.

 

DEIN WILLE GESCHEHE, WIE IM HIMMEL, SO AUF DER ERDE!

Wie viele Menschen beten diesen Satz so, als ob sie sich einem Feind ergeben müssten, voll Furchtsamkeit, Misstrauen, Unbehagen und falscher Ergebenheit! Was ist denn der Wille Gottes anderes, als dass wir heilig werden wie Er! Heil und heilig in unserer Ganzheit, als Sein wahres Ebenbild! Das setzt Umdenken voraus, Umkehr. Es setzt zuerst das Geschehenlassen voraus. Gott sagt nicht: Tut Meinen Willen, sondern: Mein Wille geschehe! Zu diesem Geschehenlassen, das einem göttlichen Gnadenakt entspringt, ist absolut Glaube und Vertrauen notwendig, Hingabe und Demut. Als Folge dieser passiven "Ergebung" kann dann höchste Aktivität gefordert sein. Dann tritt ein, was Jesus denen verheißt, die glauben: sie werden die Werke tun, die Er getan hat und sogar noch größere. Dann werden sie die Engel vom Himmel auf- und niedersteigen sehen und erkennen, dass der Wille Gottes wie im Himmel nun auch auf Erden geschehen ist.

 

GIB UNS HEUTE DAS BROT, DAS WIR BRAUCHEN!

Der Vater weiß, was wir brauchen, noch bevor wir Ihn darum bitten. Wissen wir es? Wir glauben so vieles brauchen zu müssen und bitten den Vater darum. Dann sind wir enttäuscht, wenn Er es uns nicht gibt. Bitten wir den Heiligen Geist, Er wird uns eingeben, worum wir in rechter Weise bitten sollen; und es sei mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Er wird uns nach und nach lehren, um das zu bitten, was uns heute zum Leben nötig ist; nicht nur um das Brot und die Kleidung für den Leib, auch um das Wort, das unsere Seele nährt und stärkt, und nicht zuletzt um das wahre Brot des Lebens, welches ewiges Leben wirkt. Wer dieses Brot genießt, dem wird es keine Sorge bereiten, was er wohl morgen oder übermorgen brauchen wird. Er lebt im Heute und damit in der Fülle".

 

UND ERLASS UNS UNSERE SCHULDEN, WIE AUCH WIR SIE UNSEREN SCHULD-NERN ERLASSEN HABEN!

Sicher ist bei dieser Bitte in erster Linie an unsere Verfehlungen und Sünden zu denken. Aber könnte mit diesem Schuldenerlass nicht auch die Dankesschuld gemeint sein? Wir stehen ja vom Beginn unseres Daseins an in einer unendlich großen Schuld vor Gott, dem wir doch alles verdanken. "Für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch", sagt der Psalmist. All unser Bemühen, unsere Dankesschuld abzutragen, wird immer unvollendet bleiben. Daher die Bitte um den Erlass dieser Schuld, damit wir nicht mutlos und traurig durchs Leben gehen müssen. Dass Er diese Bitte erfüllt, ist schon bei Jesaja verheißen: "Kommt alle zum Wasser, ihr Durstigen, kommt, auch wenn ihr kein Geld habt, kauft Getreide und esst, auch ohne Bezahlung!" Voraussetzung ist allerdings, dass wir zuvor unseren Schuldnern alles erlassen haben, was sie uns schulden. Wie kann ich vor Gott treten und Ihn bitten, mir 10.000 Talente zu erlassen, wenn ich von meinem Nächsten 100 Denare einfordere!

 

UND FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG!

Wie kann Gott einen Menschen in Versuchung führen? Vielleicht sollte man sagen: führe uns so, dass wir nicht in Versuchung geraten. Wenn wir so bitten, übergeben wir Gott unseren freien Willen. Er lässt uns die Freiheit, auch den Weg der Versuchung und der Sünde zu gehen. Da Er aber keine knechtische Unterwerfung will, möchte Er, dass wir um Seine Führung bitten, welche immer ins Licht führt, wenn wir uns Ihm überlassen. In dieser Bitte leuchtet die zarte, fürsorgende, bangende Liebe Gottes in unnachahmlicher Weise auf.

 

SONDERN RETTE UNS VOR DEM BÖSEN!

Das ist der Hilferuf, den der Herr uns lehrt, wenn wir dem Bösen erlegen sind. Er weiß ja, dass die Versuchung immer wieder über uns mächtig wird und bietet uns deshalb diese Bitte an, gleichsam als Rettungsanker in den Strudeln und Verirrungen unseres Lebens. Diese Bitte dient aber auch dem Schutz in allen satanischen Anfechtungen. Nicht nur das Böse ist gemeint, in das wir hineingerutscht sind, sondern auch der Böse, der uns manchmal gewaltig bedroht, aus dessen Schlingen und Fallen wir uns nicht von selbst herauswinden können. Aber er muss schweigen und den Rückzug antreten, wenn der Herr ihm mit Macht gebietet.

Diese Bitte ist in ganz besonderer Weise bedeutend für unsere letzte Stunde, in welcher der Teufel alles versuchen wird, uns den Händen Christi zu entreißen. Es wird ihm nicht gelingen, denn nichts und niemand kann uns scheiden von der Liebe Christi. Wir gehören Ihm, und wir gehören Ihm doppelt, wenn wir Maria gehören.

 

AMEN, JA AMEN!

 

Univ.-Prof. Dr. Reinhold Ortner (Hg.), Geh und verkünde, was Ich dir gesagt habe. Weisungen, Aufrufe, Worte von prophetischer Eindringlichkeit.