Weizen Gottes bin ich; die Zähne der wilden Tiere sollen mich mahlen

 

Ich schreibe allen Kirchen und teile ihnen mit, dass ich willig für Gott sterbe - wenn ihr es nicht verhindert. Ich ermahne euch alle: Erweist mir nicht eine Gunst zur unrechten Zeit ! Überlasst mich den Tieren zum Fraß; denn durch sie kann ich zu Gott gelangen. Weizen Gottes bin ich; die Zähne der wilden Tiere sollen mich mahlen, damit ich reines Brot Christi werde. Betet für mich, dass ich durch sie als Werkzeuge ein Opfer für Gott werde.

Die Freuden der Erde und ihre Königreiche helfen mir nichts. Für mich ist es besser, in Jesus Christus zu sterben, als König über die ganze Erde zu werden. Ihn suche ich, der für uns gestorben, nach ihm verlange ich, der für uns auferstanden ist. Ich stehe vor der Geburt. Verzeiht mir, Brüder ! Hindert mich nicht, zum Leben zu gelangen, wollt nicht, dass ich sterbe ! Ich möchte Gott gehören, gönnt mich nicht der Welt und täuscht mich nicht mit dem Irdischen ! Lasst mich das reine Licht empfangen ! Wenn ich dorthin gelange, dann erst bin ich Mensch. Lasst mich meinen Gott im Leiden nachahmen ! Jeder, der ihn in sich trägt, soll begreifen, was ich will, und Mitleid mit mir haben, weil er versteht, was mich bedrängt.

Der Fürst dieser Welt will mich zerreißen und meinen auf Gott gerichteten Sinn zerstören. Keiner von euch, die dabei sind, soll ihm behilflich sein. Steht lieber auf meiner, das heißt auf Gottes Seite. Führt nicht Jesus Christus im Mund, um dann doch nach der Welt zu verlangen. Neid wohne nicht in euch. Sollte ich euch auch selbst bitten, gehorcht mir nicht ! Gehorcht vielmehr dem, was ich euch hier schreibe. Ich schreibe euch als ein Lebender, der zu sterben wünscht. Meine Liebe ist gekreuzigt, und in mir ist kein Feuer, das die Materie liebt. Lebendes und redendes Wasser ist in mir. Es spricht in mir: Auf zum Vater ! Ich habe keine Freude an vergänglicher Speise und an den Freuden dieses Lebens. Ich will das Brot Gottes - das Fleisch Jesu Christi, der aus dem Samen Davids stammt - , und als Trank will ich sein Blut, die unvergängliche Liebe.

Ich möchte nicht mehr nach Menschenart leben. Das werde ich erlangen, wenn ihr es wollt. Wollt es, so bitte ich euch, damit auch ihr Wohlwollen findet. Mit ein paar Buchstaben bitte ich euch: Glaubt mir doch ! Jesus Christus wird euch zeigen, dass ich die Wahrheit sage, und er ist der Mund ohne Lüge, durch den wirklich der Vater gesprochen hat. Betet für mich, dass ich ans Ziel gelange. Ich habe euch nicht nach Fleischesart, sondern im Sinn Gottes geschrieben. Wenn ich leide, dann habt ihr mich geliebt; wenn ich nicht für wert gehalten werde, dann habt ihr mich gehasst.

 

(Lektionar zum Brevier, I/8)