Himmelfahrt Christi - unser Leben auf Erden

 

Wie könnte jemand durch den Glauben gerechtfertigt werden, wenn unser Heil nur in den Dingen bestände, die den Blicken zugänglich sind ? Jenem Mann, der an der Auferstehung Christi zu zweifeln schien, wenn er nicht zuvor an seinem Fleisch die Spuren des Leidens durch Schauen und Betasten festgestellt hätte, sagt daher der Herr: "Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."*

Damit diese Seligpreisung für uns gelten kann, ist unser Herr Jesus Christus am vierzigsten Tag nach der Auferstehung vor den Augen der Jünger in den Himmel erhoben worden und hat so die Zeitspanne seiner körperlichen Gegenwart begrenzt, um zur Rechten des Vaters zu bleiben, bis die Zeit vergangen wäre, die Gott festgesetzt hatte, damit die Kirche in ihr die Zahl ihrer Kinder mehre. Dann erst wird er zum Gericht über Lebende und Tote in demselben Fleisch, in dem er aufgestiegen ist, wiederkommen.

Die Gläubigen sollen also die zeitlichen Dinge durcheilen im Wissen, dass sie in diesem Erdental nur Pilger sind. Mögen ihnen auch gewisse Vorteile schmeicheln, so dürfen sie diese doch nicht leichtsinnig festhalten, sondern tapfer daran vorübergehen. Denn zu solcher Haltung ruft uns der heilige Apostel Petrus auf. Gemäß jener Liebe, die er für das Weiden der Schafe Christi durch das dreifache Bekenntnis seiner Liebe zum Herrn empfangen hatte*, sagt er beschwörend: "Liebe Brüder, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt, ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kämpfen."*

In wessen Interesse aber kämpfen die irdischen Begierden, wenn nicht in dem des Teufels ? Er findet sein Vergnügen daran, die nach dem Himmlischen strebenden Seelen durch die Genüsse der vergänglichen Güter zu fesseln und von jenem Wohnsitz abzulenken, aus dem er herausgefallen ist. Gegen seine Nachstellungen muss jeder Gläubige weise wachen, damit er seinen Feind gerade durch das, worin er versucht wird, schlagen kann.

Nichts aber, Geliebte, ist stärker gegenüber den Listen des Teufels als barmherzige Güte und freigebige Liebe. Durch sie wird jede Sünde entweder vermieden oder besiegt.

So lasst uns also der Liebe nachjagen*, ohne die keine Tugend wertvoll ist. Dann können auch wir auf diesem Weg der Liebe, auf dem Christus zu uns herabgestiegen ist, zu ihm aufsteigen, dem mit Gott, dem Vater, und dem Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit ist in alle Ewigkeit. Amen.

*Joh 20,29. *Vgl. Joh 21,15-17. *1 Petr 2,11. *Vgl. 1 Kor 14,1.

 

RESPONSORIUM

R Erweist allen Menschen Ehre, liebt die Brüder und fürchtet Gott. * Halleluja, halleluja.

V Führt unter den Menschen ein rechtschaffenes Leben, damit sie durch eure guten Taten zur Einsicht kommen und Gott preisen. * Halleluja, halleluja.

 

ORATION

Allmächtiger Gott, in der Auferstehung und Himmelfahrt

deines Sohnes öffnest du uns das Tor zum ewigen Leben.

Lenke unser Herz, dass wir auf ihn schauen, den Urheber

unseres Heiles, der zu deiner Rechten thront, und schenke

allen Getauften das unsterbliche Leben, wenn er in Herr-

lichkeit wiederkommt, der in der Einheit des Heiligen

Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

 

(Lektionar zum Brevier, II/3)