Die Eigenschaften eines Bischofs

 

"Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe."* Der Apostel denkt also an eine Aufgabe, nicht an eine Würde; er fasst die Arbeit, nicht das Vergnügen ins Auge. Er spricht von einer Aufgabe, die zur Demut hinabführt und seinen Inhaber nicht vor Stolz sich aufblähen lässt.

"Der Bischof soll ein Mann ohne Tadel sein"*, oder wie es im Brief an Titus heißt: "Er soll unbescholten sein."* Hier fasst der Apostel mit einem Ausdruck zusammen und stellt damit eine Forderung auf, die beinahe über die natürlichen Kräfte hinausgeht. Denn wenn jede Sünde, selbst ein unnützes Wort, Tadel verdient: wo in aller Welt gibt es dann einen Menschen, der ohne Sünde und damit ohne Tadel wäre? Der Apostel will, dass nur ein solcher zum zukünftigen Hirten der Kirche ausersehen werde, nach dem sich die anderen richten können, um zur Herde im wahren Sinn zu werden. Die Rhetoren verlangen zwei Dinge vom Redner: er muss ein guter Mensch und im Reden erfahren sein. Vor allem verlangt man eine tadellose Lebensführung und erst an zweiter Stelle eine beredte Zunge, will einer Anerkennung finden. Denn wo das Leben die Worte Lügen straft, hört jede Lehrautorität auf.

*1 Tim 3,1.  *1 Tim 3,2.  *Tit 1,6.