Nähe und Ferne des zu Gott erhobenen Herrn

 

Damals wurde der Menschensohn auf höhere und heiligere Weise als Gottes Sohn anerkannt. Als der Menschensohn sich in die Herrlichkeit der väterlichen Majestät zurückzog und auf unaussprechliche Weise begann, seiner Gottheit nach gegenwärtiger zu sein, während er seiner Menschheit nach in größere Ferne rückte. Damals wurde der Glaube der Gläubigen vertieft und begann mit geistigen Schritten zu ihm, dem Sohn, der dem Vater gleich ist, hinzutreten und die Berührung der körperlichen Natur, durch die er geringer ist als der Vater, nicht zu vermissen. Denn die Natur des verherrlichten Leibes blieb bestehen. So wurde der Glaube dorthin gerufen, wo Christus als der dem Vater gleiche, einzige Sohn nicht mit körperlicher Hand, sondern mit geistigem Verständnis berührt wurde. Als daher Maria aus Magdala, welche die Person der Kirche darstellt, nach der Auferstehung des Herrn zur Berührung seines Leibes herbeieilt, sagt er zu ihr: "Berühre mich nicht, denn noch bin ich nicht zu meinem Vater hinaufgegangen."* Damit will er sagen: Ich will nicht, dass du mich mit leiblichen Sinnen erkennst; ich verweise dich auf Höheres, ich bereite dir Größeres. Wenn ich zu meinem Vater aufgestiegen bin, wirst du mich vollkommener und wahrer betasten; dann wirst du wahrnehmen, was du nicht berührst, und glauben, was du nicht siehst.

Als die Augen der Jünger dem in den Himmel aufsteigenden Herrn folgten und in gespanntem Staunen aufwärts blickten, traten zwei Engel in glänzenden Kleidern vor die Jünger hin und sagten zu ihnen: "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor.* Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen".* Mit diesen Worten wurden alle Söhne der Kirche belehrt, zu glauben, dass Jesus Christus im gleichen Fleisch, in dem er aufgefahren war, sichtbar wiederkehren wird. Lasst uns also mit geistlicher Freude jubeln und uns freuen, indem wir Gott würdig danken; lasst uns die nicht mehr gehaltenen Augen* unseres Herzens zu jener Höhe erheben, in der Christus ist.

*Joh 20,17. *Apg 1,11. *Vgl. Lk 24,16.

 

RESPONSORIUM

R Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater. * Halleluja, halleluja.

V Zu meinem Gott und zu eurem Gott. * Halleluja, halleluja.

 

ORATION

Allmächtiger, ewiger Gott, erfülle uns mit

Freude und Dankbarkeit, denn in der Himmel-

fahrt deines Sohnes hast du den Menschen

erhöht. Schenke uns das feste Vertrauen, dass

auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in

die Christus uns vorausgegangen ist, der in

der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt

und herrscht in alle Ewigkeit.

 

(Lektionar zum Brevier, II/3)