Die Einfügung des Bösen in die Weltordnung

 

Eine ungeprüfte und noch nicht erprobte Tugend ist keine Tugend. Als Beispiel diene Josef: Nimm die Bosheit seiner Brüder weg, nimm weg den Neid, mit dem sie gegen den Bruder wüteten, bis sie ihn verkauft hatten; nimm das alles weg, und sieh dann, wie sehr du die Heilsordnung Gottes umstürzest. Mit einem Schlag scheidest du alles aus, was in Ägypten von Josef zum Heile aller gewirkt wurde. Niemand hätte verstanden, was Gott dem Pharao offenbarte, niemand hätte Getreide gesammelt, Ägypten wäre zugrunde gegangen; auch die Umgebung wäre vor Hunger zugrunde gegangen; auch Israel und seine Nachkommenschaft wäre auf der Suche nach Brot nicht in Ägypten eingezogen, noch auch unter Wundern Gottes daraus wieder ausgezogen. Niemand wäre trockenen Fußes durch das Rote Meer gewandelt, das sterbliche Leben hätte die Manna-Speise nie gekannt, keine strömenden Wasser wären aus dem Felsen hervorgebrochen, und das Gesetz wäre den Menschen nicht von Gott gegeben worden. - Oder wenn du die Bosheit des Judas aufhebst und seinen Verrat wegnimmst, so hebst du gleichzeitig das Kreuz Christi und sein Leiden auf, und wenn kein Kreuz ist, so werden die "Fürstentümer und Gewalten" nicht "entmächtigt", und es wird nicht "im Holze des Kreuzes triumphiert". Wäre der Tod Christi nicht gewesen, so offenbar auch nicht seine Auferstehung, und keiner wäre der "Erstgeborene aus den Toten" geworden; hätte es aber keinen "Erstgeborenen aus den Toten" gegeben, so wäre für uns auch keine Hoffnung der Auferstehung.

Aus alldem ergibt sich, dass Gott zum guten Werk nicht nur das Gute gebraucht, sondern auch das Böse, und das ist wahrlich wunderbar.

 

RESPONSORIUM

R  Die Wege der Weisheit sind Wege der Freude. Der Herr wird deine Zuversicht sein, * er bewahrt deine Füße vor der Schlinge.

V  Fürchte dich nicht, der Herr wird mit dir hinabsteigen nach Ägypten. * Er bewahrt deine Füße vor der Schlinge.

 

ORATION

Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum

und setzen unsere Hoffnung allein auf dei-

ne Gnade. Bleibe uns nahe in jeder Not und

Gefahr und schütze uns. Darum bitten wir

durch unsern Herrn Jesus Christus ...

 

(Lektionar zum Brevier, II/4)